Ernährungsexpertise auf Social Media
Gastbeitrag von Gabriela Freitag-Ziegler im Rahmen des Blogwichtelns beim Texttreff
Ernährung ist im Trend - auch in den sozialen Medien. Schon seit einigen Jahren und jetzt erst recht. Corona scheint Essen und Trinken noch mehr in den Fokus gerückt zu haben. Angefangen von leer gekauften Mehl- und Nudelregalen und Infos zu einer wirklich sinnvollen Vorratshaltung bis hin zur Frage: „Wie werde ich überflüssige Corona-Kilos wieder los?“
Corona-Kilos? Ja, das sind die Kilos, die sich bei manchen Menschen auf den Hüften oder sonstwo angesammelt haben. Vielleicht, weil sie sich mit Schokolade, Chips oder Alkohol darüber hinwegtrösten, dass sie nicht mehr vor die Tür dürfen.
Vorsicht vor Ernährungsexperten ohne Expertise
Und was hat das jetzt mit Ernährungsexpertinnen und -experten auf Social Media zu tun? Ganz einfach, die sind beliebter denn je. Fragt sich nur, wer sich hier so alles tummelt. Darf zum Beispiel jemand anderen Menschen Tipps zum Abnehmen geben, nur weil er oder sie selber erfolgreich (Corona-)Kilos abgespeckt hat? Warum nicht, wenn keine fragwürdigen Diäten angepriesen, sondern praktische Tipps, tolle Rezepte und Erfahrungen ausgetauscht werden. Und vor allem, wenn der Abnehmerfolg echt und nicht nur Show ist.
Haarig wird es für mich allerdings immer dann, wenn gefährliche Trends die Runde machen. Wie im letzten Jahr der Hashtag #nowater. Dahinter steckten zwei Influencerinnen, die nichts oder kaum etwas trinken. Sie versorgen sich nur durch eine roh-vegane Ernährung mit Flüssigkeit, also nur durch frisches Obst und Gemüse.
Andere beliebte Themen bzw. erfolgreiche Hashtags, auf die ich gerne verzichten könnte, sind zum Beispiel #detox, #nosugar, #glutenfrei oder #blackfood:
- Nein, in unserem Körper sammeln sich keine Schlacken an, die wir mit grünen Smoothies oder Wassermelonen entfernen müssen.
- Nein, wir brauchen nicht komplett auf Zucker zu verzichten, um unsere Pickel oder Falten loszuwerden.
- Nein, glutenfrei macht nicht schlank und schön, sondern leert höchstens den Geldbeutel. Glutenfreie Lebensmittel sind für Menschen gedacht, die Gluten nachgewiesenermaßen nicht vertragen.
- Und zugegeben, ja, mit Aktivkohle schwarz gefärbtes Eis, Burger-Buns oder Bier sehen cool aus. Sie sollten aber nicht zu oft genossen werden, weil die Aktivkohle Vitamine, Nährstoffe und Medikamente bindet.
„Echte“ Ernährungsexpertinnen auf dem Vormarsch
Warum ich das alles weiß? Weil ich Oecotrophologie studiert habe und folglich eine „echte“ Ernährungsexpertin bin. Das heißt auch, dass ich mich hüten würde, etwas von mir zu geben, bei dem ich mir nicht absolut sicher bin. Im Zweifel hilft ein Blick in ein aktuelles Fachbuch, eine Recherche auf seriösen (!) Seiten im Internet oder eine Nachfrage bei Kolleg:innen oder Wissenschaftler:innen, die sich mit einem Thema genauer auskennen. Das ist keine Erbsenzählerei, sondern im Zeitalter von Fake News enorm wichtig. Das wissen auch meine Kundinnen und Kunden zu schätzen.
Leider fehlen mir oft Zeit und Energie, daraus spannende Beiträge für meinen Blog oder Posts für Social Media zu machen. Das läuft bei mir so nebenbei – nach dem Lustprinzip quasi. Entsprechend überschaubar sind meine Follower-Zahlen. Sie reichen aber, um mich und mein Wissen, meine Themen und Überzeugungen (potentiellen) Kundinnen und Kunden zu zeigen. Das gilt speziell für Twitter, XING und LinkedIn.
Vernetzt wachsen und vom Experten-Nachwuchs lernen
Doch auch auf Instagram gibt es heute viel mehr als nur tolle Foodfotos und Yummie-Rezepte. Wer nach den Hashtags #ernährungsexpertise, #ernährungswissenschaften oder #oecotrophologie sucht, gelangt zu den Profilen von Fachleuten, die Oecotrophologie oder Ernährungswissenschaften studiert haben oder Diätassistent:in sind. Im Idealfall bieten die beides: einen professionellen und sympathischen Auftritt plus nützlichen Ernährungscontent.
Eine gute Auswahl findet sich zum Beispiel auf der Website von nutrition hub, nach eigenen Angaben „Deutschlands größte Ernährungsexpert:innen Community“. Überhaupt wird die Vernetzung untereinander immer besser. Dazu tragen auch Berufsverbände wie der VDOE oder unabhängige Organisationen wie das Bundeszentrum für Ernährung bei. Die kommen nach und nach in den Sozialen Medien an und stärken die Sichtbarkeit von uns allen.
Viel können wir „alten Hasen“ von Digital Natives lernen: Junge Leute mit fundierter Ausbildung, die auf Blogs wie Satte Sache oder Dinkel & Beeren seriöse Infos zu Ernährung und Lebensmitteln kreativ und sympathisch präsentieren. Das lässt mich gespannt und optimistisch in die Zukunft blicken ;-).
Gabriela Freitag-Ziegler ist Diplom-Oecotrophologin. Sie lebt mit ihrer Familie in Bonn und arbeitet als freie Texterin und PR-Beraterin. Auf ihrem Blog-Salat schreibt sie zu den Themen Ernährung, Genuss und Gesundheit.
Im Herzchen-Rausch
Bestimmt allein unsere Followerzahl über unseren Erfolg? In einem Gastbeitrag in der Zeitschrift SHE works! teile ich meine Gedanken dazu.